Geschichte

 

50 Jahre

50 Jahre Kreisjugendring Kaiserslautern – Gestern-Heute-Morgen
Versuch einer Gesamtschau

Am 17. Januar 1957 wurde im Sitzungssaal des Landratsamtes (damalige Bezeichnung der Kreisverwaltung) auf dem Eisplätzchen – das war übrigens dort, wo heute das Rathaus der Stadt Kaiserslautern steht – der Kreisjugendring des Landkreises Kaiserslautern gegründet.
Vorausgegangen war eine längere Diskussion in den Jugendverbänden, die damals noch aus dem Zusammenschluss von Stadt und Landkreis bestanden. Kurz nach dem Krieg, am 9. Februar 1950, hatte sich auf Initiative der konfessionellen Jugendverbände ein Stadt- und Kreisjugendring gebildet, um die Jugendarbeit gemeinsam wieder aufzubauen.
Aus der damaligen Zeit ist noch eine Abschrift eines Schreibens an die damalige Militärregierung in den Akten zu finden, nach der die Bürgermeisterämter einen vierteljährlichen Bericht über die Anzahl der Mitglieder in den Jugendverbänden abzugeben hatten.

So wurden gemeldet:

Katholische Jugend 23 Ortsgruppen / 2108 Mitglieder
Evangelische Jugend 10 Ortsgruppen / 620 Mitglieder
Die Falken 1 Ortsgruppe / 8 Mitglieder
Meth. Jugend keine
Freie Deutsche Jugend keine
Pfadfinder 2 Ortsgruppen / 41 Mitglieder
Gewerkschaftsjugend keine
Naturfreunde keine
Pfälzerwald-Verein 1 Ortsgruppe / 25 Mitglieder

Weiter ist der Meldung zu entnehmen, dass Die Falken und der Pfälzerwald-Verein in Hochspeyer tätig waren, die Pfadfinder gab es in Hütschenhausen und Otterbach.

Im damaligen Kreisjugendamtsausschuss (dem Vorläufer des Jugendwohlfahrtsausschusses und heutigen Jugendhilfeausschusses) waren 1951 vertreten:

Dr. Merkert, Gesundheitsamt
Landgerichtsrat Bügler
Amtsgerichtsrat Reccius
Oberamtsrichter Loy
Kreisschulrat Siebenlist
Kreisschulrat Antoni
Pfarrer Hartard, Katzweiler
Vikarin Weifenbach, Otterberg
die Kreistagsmitglieder Wenzel und Groß
Hunkel Otto, Frankenstein
Leppla Willi, Weilerbach, Ev. Jugend
Glas Peter, Bann, Katholische Jugend
Müller, Alsenborn, Die Falken
Lang Lydia, Hebamme aus Trippstadt
Herbrand Arthur, Otterberg, Caritas
Dauber Karoline, Trippstadt, Landtagsabgeordnete der SPD
Frl. Merkert
Frau Meinhardt (?) weibliche Kriminalpolizei Kaiserslautern…

…jetzt aber zurück zur Gründung:

Zu unterschiedlich scheinen aus heutiger Sicht die Interessen der Verbände in der Stadt und in den Gemeinden des Landkreises gewesen zu sein, so dass der damalige evangelische Jugendpfarrer Hermann Lübbe die Initiative ergriff und alles in die Wege leitete, damit es zur Gründung eines eigenen Kreisjugendringes kam. Vier Wochen nach der Gründungsversammlung wurde dann am 21. Februar 1957 die Satzung verabschiedet, die lange Jahre Richtschnur für den Vorstand und den Geschäftsführenden Ausschuss war.
Die Arbeit der ersten Jahre wurde geprägt durch die Vorsitzenden Albert Weber (57 – 58 Katholische Jugend), Pfarrer Jockers sen. (58 – 59 Evangelische Jugend)
und Richard Hesch (59 – 62 Rotes Kreuz).
Von 1957 bis 1960 war Oskar Klingel ehrenamtlich bestellter Jugendpfleger des Landkreises Kaiserslautern. Erst 1960 wurde mit Günter Henn ein hauptamtlicher Jugendpfleger berufen. Jugendamtsleiter war Richard Barth, der dieses Amt bis 1974 ausübte.
Günter Henn hatte es sich in der damaligen Zeit zur Aufgabe gemacht, Jugendarbeit und Volksbildungswerk miteinander zu verknüpfen. Dies war umso sinnvoller, da recht früh erkannt wurde, dass über die Filmarbeit (heute Medienarbeit) sehr viel an Weiterbildung geschehen konnte. Viele Menschen haben während dieser ersten Jahre bei Günter Henn den Filmvorführerschein erworben. Diese Scheine waren die Voraussetzung dafür, dass man Filme vom Landesfilmdienst ausleihen und vor allem auch vorführen durfte.
Viele werden sich noch an den alten „Bell and Howell“ erinnern, bei dem die gezeigten Filme noch mit der Handkurbel zurückgespult werden mussten.
Sehr oft wurde der Filmtransport von und zum Bahnhof vom Jugendpfleger übernommen, um sicherzugehen, dass auch die Fristen gewahrt blieben, denn die Nachfrage nach aktuellem Filmmaterial war sehr groß.
Filme wie „Reporter des Satans“ mit Humphrey Bogart, oder „Die Brücke“ von Bernhard Wicki waren ständig ausgeliehen und wurden oft zur Bereicherung und Anregung bis weit in 70er-Jahre in der Jugendarbeit eingesetzt.
Einen weiteren Schwerpunkt setzte Günter Henn mit seiner Arbeit im Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. So führte der Kreisjugendring in Niederbronn les Bains im Elsass umfangreiche Arbeiten auf dem Soldatenfriedhof durch. Die Sportjugend der Grün-Weiß-Hochspeyer mit dem damaligen Jugendleiter Hugo Becker war in dieser Zeit mit dabei. Es folgten in der Nachfolgezeit verschiedene Pflegemaßnahmen in Frankreich (z.B. La Campe, Atlantikküste) bei der immer wieder Jugendliche aus den Verbänden des Kreisjugendringes beteiligt waren.
Unterstützung fand der Jugendring in diesen Jahren durch seine Vorsitzenden Willi Fuchs (62 – 64, Sportjugend), Rudi Müller (64 – 66, Sportjugend), Josef Pauly (66 – 68, DLRG) und Georg Henrich (68 – 73, BDKJ).
Vor allem Rudi Müller engagierte sich für die internationale Jugendarbeit und durch ihn wurden erste Kontakte nach England geknüpft. Diese Kontakte führten zu intensiven Jugendbegegnungen u.a. in Enkenbach-Alsenborn, Hochspeyer, Rodenbach, Miesau, Trippstadt, Vogelbach. Freundschaften aus dieser Zeit bestehen bis heute.
Aber auch Studienfahrten an die Zonengrenze, nach Jugoslawien, ins Elsass standen auf dem Programm des Kreisjugendringes.
Theaterfahrten zum Pfalztheater, vom Jugendpfleger organisiert, wurden erst 1977 nicht mehr durchgeführt, da die Zielgruppe „Jugendliche“ nicht mehr erreicht werden konnte. Die Teilnehmer waren erwachsen geworden, standen wegen ihres familiären und beruflichen Engagements der Jugendarbeit nicht mehr zur Verfügung, sie waren dem Bereich Jugendarbeit „entwachsen“.
Der Weiterbildung, dem Sammeln von gemeinsamen Erfahrungen, dem Stärken des Miteinander in den Jugendverbänden, galten diese Maßnahmen.
Schon in dieser Zeit wurden Maßnahmen der Jugendarbeit vom Landkreis gefördert. So erhielten die Teilnehmer von Zeltlagern einen Zuschuss von 1,50 DM je Tag. Die Anträge bzw. die Abrechnungen mussten damals noch vom jeweiligen Vorsitzenden des Kreisjugendringes gegengezeichnet werden. Man kann somit den Stellenwert des Kreisjugendringes daraus erkennen.
Als 1976 der damalige Jugendwohlfahrtsausschuss im Kinderheim Diemerstein Hans Kallenbach als neuen Jugendpfleger bestellte, waren die Kreisjugendringvertreter und die Vertreter der Jugendverbände im JWA natürlich auch daran beteiligt. Die Bestellung war notwendig geworden, weil Günter Henn über viele Jahre hinweg neben der Jugendarbeit auch mit dem Aufgabengebiet der Jugendgerichtshilfe betraut war. Diese Arbeit hatte einen solchen Umfang angenommen, dass Gefahr bestand, dass die Jugendarbeit auf der Strecke blieb.

Zwischenzeitlich waren auch im Landkreis die hektischen politischen Veränderungen (APO, „68-iger“ Studentenunruhen…) nicht spurlos vorübergegangen. Auch andere Probleme zeigten sich: Im Raum Ramstein war eine verstärkte Gefährdung von Jugendlichen zu erkennen und dies bedingt durch das „Barunwesen“ (so Zitat) d.h., bedingt durch den Flugplatz Ramstein und der damit verbundenen Stationierung der amerikanischen Streitkräfte, entstanden allenthalben Bars und barähnliche Betriebe, von denen eine potentielle Gefährdung der Jugendlichen ausging.
In Verbindung mit dem Bischöflichen Jugendamt Speyer wurde in Ramstein neben der katholischen Kirche ein Haus der Offenen Tür errichtet. Zwei Jahre später wurde in Trägerschaft der Kirchengemeinde Otterberg (später durch den CVJM-Pfalz) ein weiteres Haus der Offenen Tür eingerichtet, da zu der Zeit Otterberg ebenfalls als sozialer Brennpunkt eingestuft wurde.
Jugendverbandsvertreter hatten sich zu der damaligen Zeit vehement gegen diese Art von Jugendarbeit gewehrt, da eine Bindung an einen Jugendverband seitens der Jugendlichen, die diese Institution besuchten, nicht gegeben und erforderlich war.
Es kam aber aus der Sicht der Jugendverbandsvertreter noch schlimmer: In Hochspeyer, Enkenbach-Alsenborn, Landstuhl (in Verbindung mit einem Sozialarbeiter!) Weilerbach, Otterbach, Frankenstein, Steinwenden entstanden in den 70er Jahren sog. Jugendzentren, die frei von irgendwelchen Verbandsstrukturen und frei von jugendpflegerischen „Gängelungen“ (Zitat) in der jeweiligen Gemeinde ihre Jugendarbeit gestalten wollten. Stichwort und Reizwort zugleich war in der damaligen Zeit für Jugendverbandsvertreter und für Politiker der Begriff: „selbstverwaltetes Jugendzentrum“.
Erinnerung: „die wollen keine Verantwortung übernehmen, die rauchen Hasch, die frönen dem Alkohol und die liegen auf alten Matratzen herum…“. Dies und anderes wurde damals über die Einrichtung der selbstverwalteten Jugendzentren gesagt.
Für die Vertreter im JWA eine Zeit, die nicht ohne Kontroversen war, wollte doch das Gremium in Verbindung mit dem Jugendamt diese Art von Jugendarbeit nach bestimmten Kriterien ebenfalls möglich machen und fördern.
Für den Jugendpfleger eine Gratwanderung zwischen Verbandsjugendarbeit und sog. selbstverwalteter Jugendarbeit. Kontakte mit dem Landesjugendamt zur Klärung von Anerkennung, Gespräche mit Vertretern des Jugendrings und den Verantwortlichen in den Jugendzentren (die sich oft nicht als verantwortlich im Sinne einer Leitungsfunktion oder Beaufsichtigung sahen) prägten die Zusammenarbeit zwischen Jugendpfleger und Kreisjugendring bis zu Beginn der 80er Jahre mit dem Ziel, dass diese Art von Jugendarbeit von den Verbänden toleriert bzw. als eine alternative Form von Jugendarbeit anerkannt wurde.
Erst heute hat man auch seitens der politischen Seite erkannt, dass Jugendarbeit in der so gewünschten Selbstverwaltung für junge Menschen eine nicht zu bewerkstelligende Belastung darstellt und hat Möglichkeiten zum Einsatz von pädagogischen Kräften geschaffen, die Kinder und Jungendliche auf dem Weg zum Erwachsenwerden begleiten. Dies war in den 80er Jahren so nicht durchsetzbar.
Der Jugendring selbst widmete sich in diesen Jahren unter dem Vorsitzenden Georg Henrich (BDKJ) verstärkt auch der politischen Bildung, indem Maßnahmen nach Portugal, Frankreich und England verstärkt angegangen wurden. Der europäische Gedanke, das Zusammenwachsen Europas, das Verstehen der Jugendarbeit und der Menschen in anderen Ländern war Ziel dieser Aktivitäten, die oft das Engagement der ehrenamtlich Tätigen fast zu überfordern drohten.
Richtlinien, gesetzliche Vorgaben, auch die in den Gastgeberländern, mussten berücksichtigt werden.
Erinnerung: Bei einer Maßnahme mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk wurde eine Maßnahme nicht bezuschusst, da sie zu sehr den Freizeitcharakter im Programm erkennen ließ. Ein Jahr später wurde fast das gleiche Programm (zunächst) abgelehnt, da es angeblich zu wenige Freizeitaktivitäten aufwies. Oder bei Maßnahmen, die dem Bundesjugendplan entsprachen und von dort eine Förderung beantragt war, wurden die tatsächlichen Fördermittel erst nach Beendigung der Maßnahme bewilligt, wobei der Kreisjugendring nicht nur in Vorlage treten, sondern auch das Defizit tragen musste, weil die Gelder aus dem Topf des Ministeriums nach vorliegenden Anträgen – gekürzt wegen der vielen Anträge – einfach nicht in der Höhe der Förderungssätze bewilligt wurden. Das „bis zu“, eine Bezeichnung, die auch heute noch in Förderungsrichtlinien benutzt wird, bedeutet, dass ein sog. Rechtsanspruch auf Förderung und Förderhöhe nicht gegeben war und ist.

Immer wieder trifft man in den Aufzeichnungen auf die Hinweise, dass Jugendring und Jugendamt miteinander bei verschiedenen Maßnahmen eine Kooperation eingingen. Der gemeinsamen Fahrt nach Hünfeld, an die innerdeutsche Grenze, folgten fast jährlich stattfindende Fahrten nach Berlin. Dem vorgeschriebenen Besuchsprogramm wurden und konnten jugendrelevante Themenbereiche zugefügt werden, so dass die Fahrtteilnehmer neben Stadtteilarbeit in Berlin auch Jugendeinrichtungen kennen lernen konnten.
Beeindruckend war damals die in der ganzen Republik als sozialer Brennpunkt bezeichnete riesige Wohnsiedlung „Märkisches Viertel“ mit ihren Hochhäusern und bei der gleichen Maßnahme der Besuch des Dörfchens Lübars, das ganz in der Nähe seinen historischen Dorfcharakter, direkt neben der Zonengrenze gelegen, erhalten hatte. Größer konnte der Kontrast nicht sein.

Auf Einladung des damaligen Landrates Rudolf Tartter wurde 1979 das erste Jugendforum einberufen. Gedacht war, eine Gesprächsmöglichkeit zwischen Politik und Jugendlichen und deren Vertretern zu schaffen („runde Tische“ gab es noch nicht). Es kamen auf diese Einladung hin viele Vertreter aber kaum Jugendliche. Als der Jugendpfleger den Vorschlag einbrachte, Gruppenleiterschulungen in Verbindung mit dem Jugendamt durchzuführen, wobei hauptsächlich die sog. kleineren Verbände partizipieren sollten, erhob sich ein Protest seitens eines Vertreters der größten Jugendorganisation im Landkreis. Diese Idee sei ein „Unterwandern“ der Subsidiarität und der Eigenständigkeit des Lehrauftrages der Verbände. Der Jugendpfleger wurde dann sehr schnell von seinem Chef, dem Landrat, „zurückgepfiffen“, die Politik hatte wieder Einhalt geboten. Zwei Jahre später liefen in Verbindung mit dem Jugendrotkreuz die ersten gemeinsamen Ausbildungsmaßnahmen an, deren Fortsetzung bis heute professionell und mit sehr guten Erfolgen vom Kreisjugendring betrieben wird.
Die Subsidiarität wurde bis heute nicht in Frage gestellt.

Der Kreisjugendring befasste sich in den Jahren 1979 und 1980 sehr intensiv mit der Schaffung einer Jugendbildungs- und Freizeitstätte. Eine Besichtigungsfahrt in den Hunsrück und ins Ahrtal sollte Anregungen für dieses Projekt geben.
Der Jugendpfleger wurde beauftragt, geeignete Objekte und mögliche Standorte im Landkreis ausfindig zu machen. Mehr als 15 Angebote standen zur Wahl. Mit dem Landrat, seinem Dezernenten, Vertretern der Bauabteilung und Mitgliedern des Geschäftsführenden Ausschusses des Kreisjugendringes wurde eine Besichtigungstour durch den Landkreis durchgeführt.
In die engere Wahl kamen dann auch zwei bis drei Objekte (zu erwähnen ist noch, dass im Kreishaushalt eine Summe von 500.000 DM bereitgestellt worden war). Doch die ganze Planung und Überlegung wurde zunichte gemacht, als ein Ortsbürgermeister im östlichen Landkreis die Idee eines Feriendorfes mit den Ideen des Kreisjugendringes vermischte. Ein Feriendorf erschien im Rahmen der gerade entdeckten Möglichkeit zur Erschließung des Fremdenverkehrs im Landkreis Kaiserslautern als wesentlich sinnvoller als eine Einrichtung für die Jugend. Das Feriendorf wurde nicht verwirklicht, das Projekt des Kreisjugendringes auch nicht, ein Jahr später waren die Mittel nicht mehr eingeplant.

Etwa 1982 standen bei der Haushaltsberatung Kürzungen der Förderungsmittel für die Jugendarbeit an (auch damals war der Kreis in finanziellem Engpass) und die Tagessätze für Maßnahmen der außerschulischen Jugendbildung sollten wieder auf die Beträge um 1975 zurückgefahren werden
Der erste Protestmarsch in der Geschichte der Jugendarbeit im Landkreis, verbunden mit einer Briefaktion an die Verwaltung, initiiert von der Katholischen Jugendzentrale, fand im Sitzungssaal der Kreisverwaltung seinen Abschluss. Der damalige Dezernent für Jugend und Soziales musste alle möglichen Argumente anführen, um der Flut von Protesten Herr zu werden.
Dank der Umsichtigkeit von Reinhold Mannweiler, der als Leiter des Jugendamtes die schwere Aufgabe hatte, die vom Kreistag beschlossenen Kürzungen umzusetzen, gelang es damals dennoch, alle Maßnahmen zu fördern.
In den folgenden Jahren war der Zuschussbedarf für die Jugendarbeit dann keinen Kürzungen mehr unterzogen.

Unter dem Stichwort „Präventionsarbeit“ unterstützte der Kreisjugendring Maßnahmen des Kreisjugendamtes im Bereich der Drogenpräventionsarbeit. Wettbewerbe wie z.B. „Fit ohne Sprit“, eine Aufgabe, der sich der Jugendring mit seinen Gruppen und Verbänden in einem Jahresthema annahm, führte zu einer Aufforderung an alle Verantwortlichen im Bereich der Gastronomie und der Vereinsgastronomie bei Festen und Feiern, mindestens ein nichtalkoholisches Getränk günstiger anzubieten als die gleiche Menge alkoholischer Getränke. Ganz bewusst ging diese Aufforderung an die vielen Sportheime und Gemeindehäuser, die bei dieser Aktion mitmachten. Heute ist dies alles selbstverständlich und wird in der Regel praktiziert, auch weil der Gesetzgeber hier Klarheit geschaffen hat.
Aber auch Wettbewerbe und Aktionen die sich mit der Vergangenheit befassten wie z.B. die Aktion „Sellemols“ oder mit dem Aufkommen von Psychokulten und „Sekten“ verbundene Themenbereiche, waren Schwerpunkte der Jugendarbeit,, die im ganzen Landkreis in den Gruppen im Rahmen eines „Jahresthemas“ bearbeitet wurden.

Unter den Vorsitzenden Gudrun Schenkel (85 – 87, Jugendrotkreuz), Wolfgang Krück (87 – 89, Feuerwehrjugend) und Norbert Theiß (89 – 92, Ev. Jugend) standen Jugendtage, Ausbildung zum Gruppenleiter, zur Gruppenleiterin auch weiterhin auf dem Jahresprogramm.

Mit der Grafschaft Lincolnshire, England, wurden die Kontakte, die in den 80er Jahren etwas zum Stillstand gekommen waren, wieder aufgenommen.
Eine Delegation von Jugendleiterinnen und Jugendleitern traf sich mit Partnern in England, lernte die Organisationsform der englischen Jugendarbeit kennen und konnte Einladungen mit nach Deutschland bringen.
Diese wurden von den Jugendhäusern Ramstein, Buchholz und Otterberg gerne angenommen und es entwickelte sich ein reger Jugendaustausch, der bis heute gepflegt wird.

Die Öffnung der Grenzen 1989 zur damaligen DDR brachte auch für den Kreisjugendring eine neue Berlinmaßnahme, die erstmals den Besuch der wiedervereinigten Stadt beinhaltete.
Begleitet wurde die Gruppe aus dem Landkreis von Verantwortlichen in der Jugendarbeit aus Portugal, die sich über Möglichkeiten von Kontakten zu deutschen Jugendeinrichtungen informieren wollten.
Die Anregung des Vorsitzenden Herbert Schäffler (92 bis heute, Sportjugend), eine trilaterale Jugendbegegnung – Deutschland-England-Portugal – durchzuführen wurde vom Kreisjugendring umgesetzt, so dass Begegnungen von Jugendlichen aus diesen drei Ländern jährlich in einem anderen Gastgeberland stattfinden konnten.

Hauptaugenmerk in den 90er Jahren legte der Jugendring auf die Ausbildung und Weiterbildung seiner Jugendleiterinnen und Jugendleiter. Kriterien, die, der Zeit angepasst, für eine gute Ausbildung als unbedingt notwendig erachtet wurden, gaben den Grundstock für die bis heute vorbildliche Ausbildung von Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeitern im Landkreis und bieten Gewähr dafür, dass sich Kinder und Jugendliche in Gruppen und Verbänden gut aufgehoben fühlen.
Der Kreisjugendring des Landkreises Kaiserslautern war somit auch in einer Vorreiterposition, galt es doch, für Gruppen und Verbände, die von ausgebildeten Jugendleiterinnen und Jugendleitern geführt wurden, hauptsächlich in öffentlichen Einrichtungen, Ermäßigung zu erhalten und die Anerkennung des Ehrenamtes zu fördern. Dies wurde auch vom Kreistag des Landkreises in Form einer Resolution am 16.12.1996 beschlossen.
Die Vorarbeit zu diesem Beschluss wurde in den alljährlich stattfindenden Kamingesprächen geleistet, bei denen Politiker aller Fraktionen des Kreistages und auch Verbandsbürgermeister und Ortsbürgermeister als kompetente Gesprächspartner eingeladen waren.
Ende der 90er Jahre löste dann auch die „Jugendleiter/in-Card (Juleica)“ den „rosa“ Jugendgruppenleiterausweis, der Jahrzehnte gültig war (und hauptsächlich zum verbilligten Fahrpreis bei der Deutschen Bundesbahn diente) ab. Leider wurden nur wenige Kriterien an die Ausstellung der Juleica geknüpft, so dass sich die Merkmale, die der Kreisjugendring zur Ausstellung seines Jugendleiterinnen- und Jugendleiterausweises entwickelte, tatsächlich durch ein „Mehr“ an Wissen und Können positiv abheben.

1997 – 40 Jahre Kreisjugendring Kaiserslautern – war geprägt von mehr als 10 Veranstaltungen, die in den Jugendverbänden während des Jahres im Rahmen dieser Festlichkeit gefeiert wurden.
Zum Jubiläumsabend, ebenfalls im wunderschönen Bürgerhaus in Eulenbis, konnte unter der Schirmherrschaft von Landrat Rolf Künne, neben vielen, die die Jugendarbeit der letzten vierzig Jahre mitgestaltet und mitgeprägt hatten, auch die Ministerin Rose Götte vom Ministerium für Kultur, Jugend, Familie und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz begrüßt werden.
Ministerin Götte hielt den Festvortrag: „Perspektiven der Jugendarbeit im Jahr 2000″.
Christine Leibrock von der DLRG-Jugend und Wolfgang Müller von der Jugend der Freilichtbühne Katzweiler erhielten auf Vorschlag des Kreisjugendringes für ihre jahrzehntelange ehrenamtliche Tätigkeit im Jugendbereich die Ehrennadel des Landes Rheinland-Pfalz.
Kreisjugendpfleger Hans Kallenbach hielt eine persönlich gehaltene Laudatio auf die Geehrten, waren sie doch Wegbegleiter in der Entwicklung des Kreisjugendringes.

Zum 1.4.1999 wechselte Kallenbach nach fast 23jähriger Tätigkeit als Kreisjugendpfleger in den Bereich Tourismus bei der Kreisverwaltung und im September 1999 wurde Hartmut Maas als neuer Jugendpfleger vom Jugendhilfeausschuss bestellt.
Hartmut Maas konnte im Kreisjugendring auf kompetente Mitstreiterinnen und Mitstreiter zurückgreifen, um somit seine Arbeit, seine Zielvorstellungen und seine neuen Schwerpunkte zu gestalten.
Die neuen Medien und hier besonders das Internet stellten zu Anfang seiner Tätigkeit hohe Anforderungen an die Jugendarbeit, sollte doch der sinnvolle Einsatz dieser Kommunikationsplattform vermittelt werden. Klagen über Vereinsamung von Jugendlichen, die nur noch mit dem Computer kommunizierten, jugendschutzrelevante Themen machten einen intensiven Einstieg in diesen Problembereich notwendig. Über ABM-Kräfte wurden Internetcafés eingerichtet und begleitet.
Verbandsgemeinden stellten von sich aus, mit Unterstützung des Arbeitsamtes, pädagogische Fachkräfte ein, die der Jugendarbeit vor Ort zur Verfügung stehen konnten.

Die gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland stellen den Jugendring des Landkreises Kaiserslautern vor neue Aufgaben. Unter dem Motto: NEIN zu Rechts – JA zu Toleranz, ist ein Prozess eingeleitet worden, der in den Jugendverbänden, hier vor allem bei der Mitarbeiterinnen- und Mitarbeiterausbildung, die Problematik, die Ursachen und die Folgen von Rassismus, Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und rechter Gewalt in den Vordergrund stellt und leider auch in den nächsten Jahren Thema bleiben wird. Besuche in Berlin, in Dachau und vor allem die Intensivierung
Internationaler Jugendarbeit dienen der Aufarbeitung dieser Problematik.
Auf der Basis der Partnerschaft des polnischen Landkreises Olesno mit dem Landkreis Kaiserslautern, sowie Verbindungen zur Jugendarbeit in Rapla / Estland und die Weiterführung der schon lange bestehenden Kontakte nach Portugal, wird auch in Zukunft der Kreisjugendring seine sich selbst gestellten Aufgaben erfüllen. Das Fachkräfteseminar mit Führungskräften aus Polen, Estland und Portugal im Oktober 2002, hat im Bereich der Jugendarbeit neue Impulse geschaffen.

Aus Anlass des Festabends zum 45jährigen Bestehen des Kreisjugendringes Kaiserslautern im Oktober 2002 in Eulenbis, bei der Hans Kallenbach 45 Jahre Kreisjugendringarbeit Revue passieren ließ, wurde dem ehemaligen Jugendpfleger und ehrenamtlich Engagierten die Verdienstmedaille des Landes Rheinland-Pfalz verliehen.

Die Jahre 2002 bis 2006 geben Zeugnis von einer überaus kontinuierlichen und fruchtbaren Weiterarbeit an den in den 90er Jahren entwickelten Formen, Inhalten und Zielsetzungen für die Jugendverbände in unserem Landkreis.
Das Fachkräfteseminar mit deutschen und polnischen Teilnehmern, diesmal in Rapla / Estland, wurde ebenso fortgeführt wie die internationale Jugendbegegnung in Portugal.
Das Motto des Jahresthemas “ Nein zu rechts – ja zur Toleranz“ war Anlass, einen Aktionstag zu dieser Problematik durchzuführen.
Wie oben erwähnt, ist der Schwerpunkt der Arbeit immer wieder darin zu sehen, Jugendleiterinnen und Jugendleitern, Verantwortlichen in der Jugendarbeit, das nötige Rüstzeug – neben der Hilfestellung in den eigenen Jugendverbänden- bereit zu stellen. Dies wird auch durch die Teilnahme von vier Teilnehmerinnen aus Olesno / Polen an einer Schulungsmaßnahme für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter deutlich. Begleitend zu dem gewählten Vorjahresthema, konnte bei einer Studienfahrt nach Polen auch ein Teil Vergangenheitsbewältigung geleistet werden. Das Zusammenwachsen Europas wurde deutlich bei der multilateralen Jugendbegegnung in Estland, an der neben den Esten auch Deutsche, Spanier und Finnen teilnahmen.
Die letzten zwei Jahre waren geprägt von Maßnahmen im Bereich der Gewaltprävention in Verbindung mit der Jakob-Weber-Schule Landstuhl. Der Kinder- und Jugenderlebnistag auf dem Gartenschaugelände in Kaiserslautern gab der Bevölkerung einen, wenn auch nur kurzen, Einblick in die Arbeit der teilnehmenden Jugendverbände. Und immer wieder muss festgestellt werden, dass durch die vielen Bemühungen des Kreisjugendringes die internationale Jugendarbeit Intensivierung erfährt: deutsch-polnische Jugendbegegnung in Vogelbach (KJG – Anlass Weltjugendtag 2005), portugiesisch-deutsche Jugendbegegnung in Trancoso / Portugal, ein multilaterales Fachkräfteseminar in Hochspeyer mit Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Estland, Polen, Portugal und Deutschland.
Und im vergangenen Jahr, auch geprägt durch die Weltmeisterschaft, wurde in der Jugendherberge in Hochspeyer ein WM-Projekt mit Polen, Esten und Portugiesen durchgeführt.
Im Rahmen der politischen Bildung widmete sich der Jugendring bei einer Studienfahrt nach Berlin dem Thema „Kann sich der Holocaust wiederholen?“, und das Projekt „Gewaltprävention“ wurde weitergeführt.
Die internationale Jugendarbeit verzeichnete einen Gegenbesuch durch die KJG in Olesno, eine deutsch-portugiesische Jugendbegegnung in Enkenbach und das 15jährige Jubiläum der deutsch-portugiesischen Jugendbegegnung, das mit einer Delegation in Trancoso / Portugal gefeiert wurde.

Stolz kann der Jugendring auf seine, seit 1998 ununterbrochenen Schulungsangebote für ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein.

Neben den oben geschilderten Themenbereichen und Arbeitsschwerpunkten, wird sich der Jugendring auch in den kommenden Jahren verstärkt dem ehrenamtlichen Engagement seiner vielen Mitstreiterinnen und Mitstreiter widmen. Bleiben doch immer noch Defizite aufzuarbeiten, die im Bereich der ehrenamtlichen Tätigkeit – trotz Änderung der Förderrichtlinien – Verhandlungen mit den Kommunen und der freien Wirtschaft notwendig machen. Als Bespiele sind zu nennen: steuerliche Anerkennung des Ehrenamtes, Vergünstigungen für die Jugendarbeit, vereinfachte Möglichkeiten der Freistellung ausgebildeter Jugendarbeiterinnen und Jugendarbeiter.

Die Entwicklung der Jugendarbeit in unserem Kreisjugendring von 1957 bis 2007 ist ein stetiges Agieren und auch Reagieren auf die Veränderungen in einer sich ständig im Wandel befindlichen Gesellschaft. Kindern und Jugendlichen zu helfen, ihren Weg zu finden und zu gehen, war und ist eine der Hauptaufgaben der Jugendarbeit, die zwischenzeitlich von vielen Seiten Unterstützung erfährt.

Fazit am Ende des Jahres 2006:

Die Zeit des „Zupfgeigenhansels“ hat ein Ende gefunden, Jugendarbeit und pädagogische Betreuung und Begleitung wird nicht mehr nur dem Ehrenamt zugeschrieben, sondern hauptamtliche Kräfte in Gemeinden und Verbandsgemeinden unterstützen und begleiten Jugendpfleger und Ehrenamtliche in einer der schönsten gesellschaftlichen Aufgaben, die es gibt: Jugendarbeit!

Gestatten Sie mir, dem Verfasser dieses Rückblicks, noch einen Nachsatz:
Der Versuch, die Geschicke und Geschehnisse im Kreisjugendring des Landkreises Kaiserslautern zu dokumentieren, muss ein Versuch bleiben. Vieles ist nicht mehr in Erinnerung, vieles ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Dennoch wurde versucht deutlich zu machen, wie sehr Jugendarbeit auch in die verschiedensten politischen und gesellschaftlichen Dinge des Alltags hineingreift
Jugendarbeit in unserer Region, in unserem Landkreis Kaiserslautern, auch in der Zukunft zu unterstützen, zu ermöglichen und weiter zu entwickeln ist eine der Hauptaufgaben nicht nur der politisch Verantwortlichen sondern allgemein der Erwachsenenwelt. Sie ist ein unverzichtbares „Muss“, damit auch unsere Heimat, unser Landkreis Kaiserslautern, lebens- und liebenswert bleibt.

Von Hans Kallenbach im Juni 2002 und Januar 2007.

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